Melle-Petri besucht Pietermaritzburg-South

Pressemitteilung 03. November 2018

13. - 23. Oktober 2018 | Delegationsreise nach Südafrika

Am 12. Oktober machten wir uns als Delegation auf den Weg nach Südafrika zu unseren Partnern in Pietermaritzburg-Süd.

Wir wussten im Vorfeld, dass in Südafrika Wahlen stattgefunden hatten, dass die Gremien neu besetzt worden waren, dass eine Teilung der Gemeinde PMburg-Süd stattgefunden hatte und dass Schwierigkeiten mit der Leitung in der Südost-Diözese (SED) bestanden, z. B. Dean Myaka war zum Bischof gewählt worden, ist aber nach einem Jahr noch nicht in sein Amt eingeführt worden. Von Suspendierungen war die Rede, von verschwundenen 40 Mill. Rand. Außerdem beschränkten sich die Kontakte nach Südafrika mehr auf den privaten Bereich als dass offizielle Briefe geschickt wurden. So begaben wir uns mit einem Koffer voller Fragen auf die Reise.

Mit großer Freude und Herzlichkeit wurden wir in Durban und in Imbali empfangen und mit großer Offenheit wurden die Gespräch geführt.

Zur Struktur:  PMburg-Süd besteht nun aus zwei selbstständigen Gemeinden. Eine Gemeinde hat den Namen behalten und besteht aus den Congregations: Machebisa – als Zentrum mit dem Pastor Mosia, Mooi River, Henley, Inadi, Khumbulani und den Predigtstellen Howick und Tayler‘s Halt.

Die zweite Gemeinde nennt sich Martin-Luther Memorial Parish und hat Imbali als Zentrum mit dem Pastor Madondo. Weitere Congregations sind Willowfontein und Mpumelelo.

Unsere Gastgeber hatten das Programm so gestaltet, dass wir alle Congregations besuchen sollten, damit Partnerschaft (PA) auch in den entlegenen Orten sichtbar wird. Wir waren zwar zentral untergebracht,  hatten jedoch alle zwei Tage die Gastfamilien zu wechseln. Das schien uns zunächst unbequem, ergab jedoch den guten Sinn, dass in Machebisa und Imbali ebenfalls viele Gemeindeglieder mit uns Kontakt haben sollten.

Die Leitung des PA-Komittees hat Mane Hlongwane (Machebisa) inne. Sie ist uns bekannt durch die Jugendbegegnung und die Delegation 2016 in Melle-Petri. Ihr Stellvertreter ist Lucky Dumakude aus Imbali (Delegation 2016 in Melle).

Wichtig ist den Vorsitzenden, dass möglichst alle Congregations einen Vertreter im Kirchenvorstand und im PA - Ausschuss haben, daher auch unsere Rundreise, die auch als „Werbung“ zu verstehen war. - Denen von uns, die schon mehrfach in Südafrika war, fielen viele erfreuliche Entwicklungen auf im Vergleich zu 2015 und 2013. Henley, z. B. hat in den letzten Jahren einen großen Zulauf bekommen, besonders jüngere Familien ziehen in dieses Gebiet und beteiligen sich rege am Gemeindeleben. Es ist zwar eine Kirche vorhanden, aber die übrige räumliche Ausstattung, wie Küche, Gemeinderaum, sanitäre Anlagen lässt noch zu wünschen übrig. Mpumelelo – 2013 noch ein Preachingplace - ist nun eine Congregation, leider ohne Gemeindezentrum. Gottesdienste werden im Klassenraum einer Schule gehalten. 

Erfreulich ist auch, die Congregation in Mooi River. Hier entstehen immer wieder neue Ideen, wie man den Kirchenraum verschönern kann. Diese Kirche ist ohnehin die größte in der Gemeinde PMburg-Süd, sie kann bis zu 600 Menschen aufnehmen. Imbali hat das schon lange existierende Pfarrhaus in den letzten Jahren so renoviert, dass der junge Pfarrer Madondo sich darin wohlfühlen kann. Er wohnt dort seit Januar 2018 und wurde am 21. Oktober offiziell in sein Amt eingeführt – und wir konnten dabei sein! Leider ist die Kirche dort schon wieder zu klein, kann sich aber nicht erweitern wegen des beengten Grundstücks.  Bedauerlicherweise kommt man in Khumbulani keinen Schritt voran, weil die Stadtverwaltung das Grundstück nicht für einen Kirchenbau freigeben will. So feiert man seit Jahren in einer Garage Gottesdienst. Herr Ngidi leitet die Gemeinde seit langem und ist mit der Gemeinde betrübt über diesen Stillstand.

Willowfontein hat sich auch „verjüngt“ und hat einen aktiven Abazisikhasi-Kreis (Frauengruppe). In Howick (noch Preachingplace) kämpft man ebenfalls mit der Kommune Umngeni für ein Grundstück, damit der Gemeindeaufbau voranschreiten kann. Aber Herr Luthuli gibt so schnell nicht auf.

Ein Highlight unserer Begegnung war der Einführungsgottesdienst für Rev. Madondo am 21. Oktober. Da in der Kirche in Imbali nicht genug Platz war, hatte man die Aula einer Schule angemietet, festlich geschmückt und gottesdienstlich hergerichtet. Kurz nach 8 Uhr morgens strömten die Menschen in die Halle. Sie kamen mit Bussen und Bullis und PKWs aus allen Congregations und Gemeinden, sogar aus Durban waren Besucher gekommen.

Herzliche Begrüßung nach allen Seiten. Bald setzte der Gesang ein und füllte den großen Raum. Nun zogen die Pastoren und Bischof i. R. Buthlezi mit vielen Ministranten ein. Da Dean Myaka suspendiert ist zusammen mit 7 weiteren Deans musste sein Stellvertreter die Einführung vornehmen. Bischof Buthelezi fand in seiner Predigt mutmachende Worte für Rev. Madondo und die Gemeinde. Man möge in unruhigen Zeiten nicht den Mut verlieren und fest zu seinem Bekenntnis stehen und in vollem Vertrauen auf Gottes Weisung achten. Es wurde Abendmahl gefeiert und der übliche Opfergang setzte ein und wollte kein Ende nehmen. Die Schüsseln quollen über vor Geld und mussten zwischendurch geleert werden. Dazu der Gesang und die tanzenden Bewegungen. Es hätte auch eine Party sein können. Nacheinander wurden Grußworte gesprochen und Geschenke überreicht: mit rhythmischen Bewegungen wurden eine Waschmaschine, ein Kühlschrank und Möbelstücke hereingetragen. Es war ein großes Freudenfest! Immer wurde auch „our elected Bishop“ (noch Dean Myaka) angesprochen, der aber saß inmitten der Ehrengäste. Mit Gebet – totale Stille – und viel Gesang und Segen ging der wunderbare Gottesdienst um 15.00 Uhr zu Ende. Um 9.00 Uhr hatte er begonnen. Es war zu keinem Zeitpunkt langweilig, auch nicht während der Predigt in Zulu, denn ab und zu gab es mal einen englischen Satz dazwischen.

Dass viele Deans suspendiert sind (8 von 10), belastet alle sehr. Pfarrer und auch Ehrenamtliche, die in Verantwortung stehen,  dürfen ihre Tätigkeit nicht ausüben. Das Problem ist sehr komplex und hängt mit den seit 2016 verschwundenen 40 Mill. Rand zusammen. Wer zu viel nachfragt oder gar nachforscht, wird zur Untätigkeit verdammt. Das lähmt die kirchliche Arbeit auf höheren Ebenen sehr. Die Gemeinden sind aufgebracht und lassen sich kaum beruhigen. Doch gewissenhaft versehen sie ihren sonntäglichen Gottesdienst mit wenigen Pfarrern, Laienpredigern oder sich selbst finanzierenden Pastoren.

Deanery wächst – Bishopstowe ruht – neues Projekt in Appelsbosch

Das Gebäude der Superintendentur in Bishopstowe steht im Rohbau fertig und ist von weitem gut sichtbar. Es fehlen noch die Innenarbeiten, die Fenster und die Türen. Bis Januar 2019 soll es komplett fertig sein. Schon vorher möchte Noch-Dean Myaka einziehen. Voller Freude zeigt er uns das Gebäude, dass er an einen noch zu wählenden Dean übergeben möchte. „Zu Füßen“ der Deanery liegen die Gebäude vom Agape – Church – Farming – Projekt. Hier ruht alles: keine Tiere mehr, auch keine arbeitenden Menschen und kein Gemüseanbau. - Es soll aber wieder belebt werden, wenn das zweite Projekt in Appelsbosch richtig selbstständig ist und wirtschaftlich unabhängig.

Das Projekt in Appelsbosch nennt sich "UBUHLE BEMYELO 06 - Beauty of Nature" (Schönheit der Natur). Es wurde 2013 auf Initiative von Rev. i. R. Luthuli zusammen mit anderen Sponsoren ins Leben gerufen. Die Gewächshäuser und Felder stehen  auf einem großen der lutherischen Kirche gehörenden Land. Angebaut werden Tomaten, Weißkohl, Mangold (südafrik. Spinat), rote Bete und Kartoffeln. Geleitet wird es von Leonard Ndlovu, der auch im PA-Ausschuss ist. Ziel des Projektes: 1. Ausbildung in Gemüseanbau und 2. Versorgung der Bevölkerung. Abnehmer sind das Krankenhaus, die Schule und die Bewohner von Appelsbosch. Wenn dieses  Projekt sich weiterhin so gut entwickelt, wird auch das zur Zeit ruhende Projekt in Bishopstowe wieder belebt werden. So sieht die Planung aus.

Diese Begegnungsreise hat ihr Ziel aus unserer Sicht total erreicht. Sie war lebendig durch die vielen Begegnungen und hat uns allen einen guten Überblick über die Strukturen verschafft. Wir verstehen die Sorgen und Nöte der Gemeinden besser und unsere Partner wissen nun, dass wir sie mit ihrem Anliegen in unsere Gebete einschließen. 

Christian Jesse, Corinna Schnepel, Mareike Schwarz und Monika Schlonski